Über den „Chartered Marketer“ Status

So, ich habe gerade meine erste CPD Record Card ausgefüllt und an das CIM geschickt. Damit bin ich hoffentlich einen Schritt näher daran, den Status Chartered Marketer zu erhalten. Ich habe für 2014/2015 insgesamt 59 Stunden Continuous Professional Development geltend gemacht, durch meine Lehrtätigkeit für das Cambridge Marketing College, durch Autorenschaft in Artikeln und dem Professional Services Marketing Handbook, sowie individuelle Weiterbildungen, Seminare, Webinars, undsoweiter. 35 Stunden in jeweils 2 aufeinanderfolgenden Jahren sind Pflicht. Man kann und muss die 35 Stunden CPD in verschiedenen Kategorien absolvieren und jeweils Belege anführen für die Teilnahme an akkreditierten Veranstaltungen, Fortbildungen, etc. – in der Regel geschieht dies durch Teilnahmebestätigungen und Bestätigungsschreiben von CIM-akkreditierten Organisationen. Demnach muss ich im kommenden Jahr (Juli 2015-Juni 2016) noch einmal mindestens 35 Stunden sammeln.

Was bedeutet es, Chartered Marketer zu sein?

Nun, das Chartered Institute of Marketing ist eine Art „Kammer“ für Marketingberufe. Natürlich ist „Marketer“ bei uns in Deutschland kein Kammerberuf, aber in England sind die Chartered Institutes, die es für eine Vielzahl von Berufen gibt, tatsächlich so etwas ähnliches wie Berufskammern oder Innungen bei uns. Der Chartered Marketer ist demzufolge so etwas wie ein Handwerksmeister, aber in England durchaus auf der gleichen Stufe der berufsbezogenen Qualifikation angesiedelt wie z.B. Wirtschaftsprüfer (Chartered Certified Accountants), Fachanwalt (z.B. Chartered Arbitrators) oder Facharzt (z.B. General Practicioners, äquivalent zum Facharzt für Allgemeinmedizin).

Bei uns in Deutschland gibt es diese Differenzierung bzw. Akkreditierung von beruflichen Qualifikationen nicht, zumindest nicht in der vielfältigen Differenzierung wie in England. Dennoch sind gerade die Qualifikationen und verschiedenen Mitgliedschafts-Level des Chartered Institute of Marketing in der internationalen Marketingwelt durchaus bekannt. Wer sich schon einmal im Ausland, z.B. in Asien beworben hat, wird festgestellt haben, dass mit Blick auf die entsprechend verlangte Marketingausbildung regelmäßig nach CIM-Qualifikationen gefragt wird. Auch bei unseren Kanzleimarketingkollegen in UK ist das CIM Diploma oder das CIM Postgraduate Diploma eine sehr verbreitete Qualifikation, die von Arbeitgebern nachgefragt wird.

Warum kann die CIM-Qualifikation mir trotzdem in Deutschland helfen?

Um diese Frage für die Professional Services Marketing Community in Deutschland zu beantworten hilft es, sich zu vergegenwärtigen, dass unser Berufsstand in Deutschland noch immer recht neu ist, obgleich es seit mittlerweile über 15 Jahren Marketingprofessionals in Kanzleien und anderen Professional Services Firms gibt. Obwohl „wir“ aus dem Managementkatalog von wissensintensiven Dienstleistungsunternehmen (ab einer gewissen Größe der Kanzlei/des Unternehmens) nicht mehr wegzudenken sind, haben wir dennoch auch heute noch daran zu arbeiten, von den Berufsträgern und Eignern (vulgo: Partnern) unserer Arbeitgeber als wertschöpfende Professionals anerkannt zu werden. Die Situation der Anerkennung und Wertschätzung unserer Rollen ist nach wie vor in Deutschland sehr verschieden. Aber wir alle sehen uns – mehr oder weniger – immernoch damit konfrontiert, uns in Professional Services Firms vor den Partnern für unsere Existenz zu rechtfertigen. Da Partner Berufsträger sind und Kammerberufen angehören, kann eine (internationale) Zugehörigkeit zu einer ähnlichen Organisation wie der lokalen Anwaltskammer durchaus helfen, sich Anerkennung und Glaubwürdigkeit, i.e. eine Stimme am Tisch des Managements zu verschaffen.

Diese Anerkennung kommt natürlich nicht von einem Stück Papier oder einem Kürzel, das man sich hinter den Namen auf der Visitenkarte hängen darf. Jeder Einzelne muss natürlich die eigene Persönlichkeit, Fähigkeiten und Verve in den Ring werfen, um im Management gehört zu werden und von den internen Kunden als „Berater der Berater“ anerkannt zu werden. Die CIM-Qualifikationen sind dafür nicht das Allheilmittel. Aber sie können helfen. Und sie werden weiterhin in Deutschland bekannter werden. Daran arbeite ich, unter anderem mit diesem Blog! 🙂

Nicht vergessen: am 22.7. gibt es Frankfurt im Hause Freshfields in Frankfurt ein Kanzleimarketing Get-together, zu dem alle interessierten Kolleginnen und Kollegen aus der Kanzlei-/PSF-Marketingwelt eingeladen sind – dort wird es ausreichend Raum für individuelle Fragen, Antworten und Diskussionen (und das eine oder andere Kaltgetränk) geben!

Herzliche Grüße

David (Scholz)

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